2017 - Macht und Pracht

In den meisten Ortschaften im Odenwald sind die Kirchen nicht nur Mittelpunkt des Ortes, sondern auch ein Beispiel von „Macht und Pracht“. Das ist kein Zufall, sondern von der jeweiligen „Herrschaft“ geschickt inszeniert. Graf  Wilhelm von Wertheim ließ 1480 am Markt in Neustadt eine Kirche mit gewaltigem Turm errichten und sich am Bau verewigen.

Mit der Reformation änderte sich der Kirchenbau. Martin Luther predigte 1544 bei der Einweihung der ersten protestantischen Kirche in der Torgauer Schlosskapelle: „Es soll dies Haus dahin gerichtet sein, das nicht anderes darin geschehe, denn dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort, und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang.

Man staunt aber, wenn man die evangelischen Kirchen betrachtet, die nach dem 30-jährigen Krieg im Odenwald gebaut wurden. Manche weisen große Herrschaftsstühle auf, wie z.B. die evangelischen Kirchen in Erbach, Reichelsheim, Bad König oder Breuberg-Neustadt. Im Volksmund werden sie „Fürstenloge“ genannt. Sie sind zur Kanzel gleichhoch oder etwas höher und waren Ausdruck von „Macht und Pracht.“